Von wegen Handballpause nach dem Karriereende: Bartosz Kedziora tritt zur kommenden Saison das Traineramt beim HC Eynatten-Raeren an – und damit die Nachfolge seines eigenen Vaters.
„Eigentlich wollte ich effektiv etwas Abstand gewinnen, aber die Möglichkeit, Trainer einer jungen Mannschaft zu werden, hat etwas bei mir ausgelöst. Das fand ich so reizvoll, dass ich keine andere Wahl hatte“, erklärt Bartosz Kedziora am Freitagnachmittag gegenüber dem GrenzEcho.
Noch am vergangenen Samstag bestritt er im Trikot der KTSV Eupen sein letztes Handballspiel, der ungefährdete 32:26-Heimsieg gegen Sasja Antwerpen brachte den Klassenerhalt in der Super Handball League unter Dach und Fach. Bereits danach sickerte zwischen den Zeilen durch, dass der Wechsel auf die Trainerbank keineswegs unrealistisch erscheint. „Wie meine Samstagabende künftig aussehen werden, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen abzeichnen. Tatsächlich wäre es schade, das Erlebte nicht weiterzugeben“, hatte der 34-Jährige nach dem Spiel gesagt, konkrete Fragen in Bezug auf seine Zukunft aber offengelassen.
Nun folgt die Antwort: Zur Saison 2025-26 nimmt er auf der Trainerbank des HC Eynatten-Raeren Platz, auf der bis zuletzt noch sein Vater Mariusz Kedziora gesessen hatte. Er und Jörg Kirchhoff hatten den HCER nach völlig verkorksten Monaten als Interimslösung zum Verbleib in der 1. Division geführt. „Ich hätte nicht gedacht, dass mein Vater auf die bescheuerte Idee kommen würde, einem anderen ostbelgischen Handballverein zu helfen“, lacht Bartosz Kedziora: „Er hat sicherlich ein gutes Wort für mich eingelegt und etwas Einfluss auf den Verein und mich gehabt. So kam eben eines zum anderen. Ob ich ein würdiger Nachfolger bin, wird sich zeigen.“
Jedenfalls ist es ein Sprung ins kalte Wasser, denn die Rolle an der Seitenlinie wird für den (mittlerweile ehemaligen) Rückraumakteur eine völlig neue. „Ich habe mich ja ab und zu über Trainer beschwert. Jetzt sehe ich, ob ich es besser kann. Natürlich ist das für den Klub und für mich mit einem gewissen Risiko verbunden. Was ich für ein Trainer werde? Ich habe immer wieder mal lauter mit den Mitspielern oder Schiedsrichtern gesprochen, jetzt werde ich entspannter, sachlicher und vielleicht auch emotionsloser sein – was auf dieser Position ja nicht schlecht sein muss.“
Der Erlebnisschatz als Spieler könnte kaum reicher sein. Mehrere Landesmeistertitel mit Bocholt und Visé stehen in seiner Vita, hinzu kommen Pokalsiege, die Auszeichnung als Handballer des Jahres 2016 sowie die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2023. Alles Erfahrungen, von denen die junge Eynattener Truppe in der kommenden Saison zehren kann und soll. „Mich hätten sehr wenige Projekte gereizt. Eine Anfrage von Bocholt wäre zum Beispiel völlig uninteressant gewesen. Schon in Eupen hat sich abgezeichnet, dass ich vielmehr mit der jüngeren Generation, mit motivierten und hungrigen Spielern arbeiten wollte, denen ich so viel wie möglich beibringen kann. Da bin ich wirklich Feuer und Flamme.“
Nach einer Saison, die für den HCER beinahe in der Abstiegskatastrophe geendet wäre, sei er jedoch weit davon entfernt, konkrete Ziele festzulegen oder den Blick in hohe Sphären zu richten. Zur Erinnerung: In der klassischen Meisterschaftsphase sammelte Eynatten lediglich drei Punkte, erst der Trainerwechsel weg von Harold Nusser und Nick Onink hin zu Mariusz Kedziora und Jörg Kirchhoff brachte die Wende. „Die Ambition lautet, gut zu trainieren und guten Handball zu spielen. Dann schauen wir, was dabei herumkommt. Mit nur drei Punkten vor den Play-downs, einem neuen Trainer und ein paar Neuzugängen glaube ich nicht, dass wir direkt große Ansprüche stellen können.“
Dabei steht fest: Dass Karriereende hat weiterhin Bestand, als Spielertrainer ist Bartosz Kedziora bei den Rot-Schwarzen nicht vorgesehen. „Wenn mal vier Rückraumspieler gleichzeitig verletzt sind, kann ich ja mal einspringen, aber das ist nicht das Ziel.“
Zudem gibt es zwei weitere Neuzugänge zu vermelden: Noah Bartholemy kehrt zurück zum HC Eynatten-Raeren, mit dem er sich als Jugendlicher mit den Minimes und Kadetten jeweils zum Landesmeister krönte. 2018 stieg der 25-Jährige in die Seniorenmannschaft auf, 2023 zog es den Mittelaufbauer nach Eupen in die belgisch-niederländische Liga.
Aufseiten der KTSV Eupen stellt Noah Bartholemy nach Damian und Bartosz Kedziora, Kim Schroeder, David Denert, Jonathan Deutz, Kian Wudtke und Matthew Videmont den achten Abgang dar.
Für den rechten Rückraum kommt Martin Lechanteur aus Visé an die Lichtenbuscher Straße. Der 21-jährige Linkshänder durchlief an der Maas die gesamte Nachwuchsabteilung, kennt aus dieser Zeit bereits seinen künftigen Trainer Bartosz Kedziora und soll in Eynatten den Abgang von Julian Kirschbaum (zur KTSV Eupen) kompensieren. In der vergangenen Saison kam er für Visés zweite Mannschaft in der 2. Division zum Einsatz. Bereits zuvor hatte der HCER Kreisläufer Tom Meyer (19) vom TV Roetgen verpflichtet. (tf)