Am 1. Juli trat Christian Schmitz das Amt des Präsidenten des HC Eynatten-Raeren an.Foto: Tim Fatzaun
Seit 13 Jahren ist die Halle an der Lichtenbuscher Straße Christian Schmitz´ zweite Heimat. Seit vier Monaten steht er dem HC Eynatten-Raeren nun als Präsident vor und trat damit die Nachfolge von Guido Lausberg an. „Ich liebe diesen Verein über alles“, beteuert er im Gespräch mit dem GrenzEcho mehrfach.
Es ist nicht so, als ob sein Weg auf den Präsidentensessel sein ganzes Leben schon vorgezeichnet gewesen wäre. Vielmehr ist Christian Schmitz ein Spätberufener, der durch seinen Sohn zum HC Eynatten-Raeren fand. Als Joshua, das Älteste von mittlerweile drei Kindern, im Alter von vier Jahren mit dem Handballspielen begann, entdeckte der Vater den Sport zum ersten Mal richtig für sich. Früher hatten sich zwar schon einige seiner Freunde den Ball um die Ohren geworfen, doch Christian Schmitz entschied sich für die Leichtathletik und für Shotokan Karate. „Der Handball ist effektiv lange an mir vorbeigelaufen“, gesteht er 13 Jahre später: „Heute liebe ich diesen Sport über alles, das können Sie sich gar nicht vorstellen.“
So sehr, dass er mittlerweile eine Spielerlizenz besitzt und hier und da in der Eynattener Promotionsmannschaft aushilft. Wie am vergangenen Wochenende, als Not am Mann herrschte, und Schmitz kurzfristig nach Jemeppe fuhr. „Ich hatte mich auf einen Abend auf der Ersatzbank eingestellt. Schlussendlich stand ich 52 Minuten auf der Platte“, lacht er.
Besser spät als nie, hat der 47-Jährige eine neue Leidenschaft gefunden und führt den HC Eynatten-Raeren nun seit einem knappen halben Jahr als Präsident und Nachfolger des ewigen Guido Lausberg. Dieser hatte das Amt 2011 von Leo Roderburg übernommen und legte es mit der Begründung, „nicht mehr in vorderster Front stehen zu wollen“, im Sommer nieder.
Christian Schmitz, wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie als Präsident getreten sind?
Gigantisch. Guido Lausberg ist ein Urgestein in ganz Eynatten. Es gibt niemanden, den er nicht kennt, er hat ganze Generationen in der Schule und im Klub begleitet. Ihm haben wir maßgeblich zu verdanken, dass der HCER die finanziell schwierige Phase vor rund anderthalb Jahrzehnten überstanden hat. Der Verein wird immer größer, und da ist kein Ende in Sicht.
Sportlich gesehen steht der HC Eynatten-Raeren trotz des Abstiegs der Damen gut da: Sie sind immerhin in der 2. Division beheimatet, die Herren in der 1. Division, die Jugend mischt Jahr für Jahr um nationale Titel mit, und drei aktuelle Nationalspieler kommen aus Eynatten.
Richtig. Abgesehen von einer Saison spielt die Herrenmannschaft seit über einem Vierteljahrhundert in der 1. Division. Und für die Damen war der Abstieg das Beste, was passieren konnte. Genau wie bei den Herren gibt es dort gerade eine Umbruchphase. Der Spielermarkt in Belgien ist sehr eng bemessen, wir sind noch lange keine Handballnation, und in der Wallonie erleben wir wegen vieler Fusionen gewissermaßen einen Rückschritt. Bei uns sind 250 von 350 Vereinsmitgliedern Jugendliche unter 19 Jahre. Bemerkenswert dabei sind erstens die vielen eigenständigen Mädchenmannschaften, die in Belgien von der Anzahl her ihresgleichen suchen. Und zweitens, dass wir in allen Jahrgängen mindestens eine, teils sogar drei Teams in unterschiedlichen Ligen stellen. Andererseits gab es zwischen 2003 und 2005 gerade bei Jungen geburtenschwache Jahrgänge. Bis sich das stabilisiert hat, müssen wir eben diese Übergangsphase hinter uns bringen. Zudem besteht die Jugendspielgemeinschaft mit Roetgen, in der die A- und B-Jugend unter einer gemeinsamen Flagge in Deutschland an den Start geht. Da erfahren die Kinder unterschiedliche Einflüsse und spielen auf dem höchsten Jugendniveau weit und breit. Ein weiteres Ziel ist die Förderung von Schiedsrichtern und Jugendtrainer. Es braucht nur alles Zeit. Wie ein Garten: Wenn du deine Pflanzen pflegst und schaust, dass sie genügend Sonne und Dünger abbekommen, dann gedeihen sie über Jahre hinweg.
Die Digitalisierung macht auch vor dem Amateursport nicht Halt. Auf Facebook, Instagram und Tiktok ist der HCER bereits vertreten, seit ein paar Wochen erstrahlt nun die Internetseite in neuem Glanz. War das ein oberer Punkt auf Ihrer Liste?
Nicht nur auf meiner, sondern auf unser aller Liste. Ich bin ja nur der Präsident – das heißt, ich gehöre zum geschäftsführenden Teil des Vorstands, dahinter stehen aber 13 Frauen und Männer, denen das alles ebenso am Herzen liegt. Dass die neuen Medien die Kommunikationsfelder der Zukunft sind, haben wir schon vor Jahren festgestellt. Heute haben wir mit Nick Braun, Torsten Peters und Tim Hofrichter drei Leute, die sich darum kümmern. Und auf Instagram haben wir mittlerweile zwei Accounts: einer für den Verein an sich, und ein zweiter rein für die Jugendabteilung. Es geht darum, Nähe zum Verein zu schließen, denn wir merken, dass sich die Kommunikation durch den gesamten Verein immer mehr erschwert.
Was bedeutet es, im Jahr 2023 Präsident eines Handballvereins zu sein?
(überlegt) Das weiß ich ehrlich gesagt noch gar nicht zu 100 Prozent. Ich liebe diesen Verein über alles, und Handball ist ein emotionaler, zusammenführender Sport. Als Präsident musst du jedem ein offenes Ohr und die Wertschätzung, die er verdient, schenken. Nun bin ich kein absolutistischer Herrscher, sondern für einen demokratischen Vorgang. Das Ziel ist es, den ganzen Verein zusammenzuhalten, ihn nach außen hin zu repräsentieren – und ich merke schon, dass da eine gewisse Erwartungshaltung mit einhergeht. Wir sind zwar ein Dorfverein, aber wenn du siehst, dass rund 250 Elternpaare die sportliche und freizeitliche Gestaltung ihrer Kinder in deine Hände legen, ist das ein tolles Gefühl, zeitgleich aber eine riesige Verantwortung. Wir müssen dafür sorgen, dass es Nachwuchs gibt, dass die Leute an uns interessiert bleiben und wir den Kontakt zu ehemaligen Spielern nicht verlieren. Wenn du das hinbekommst, hast du es geschafft. Auch wenn es manchmal für Kopfschmerzen sorgt: Es macht Spaß.
Wie haben Sie sich auf das neue Amt vorbereitet?
Dass Guido Lausberg aufhören würde, war seit fast einem Jahr klar. Er hat uns eine mehrseitige Liste mit all seinen Aufgaben erstellt, auf deren Basis wir Gruppen und Arbeitsgemeinschaften gebildet und Aufgaben verteilt haben. Ich habe mir die Entscheidung bis zum Tag der Wahl Ende April oder Anfang Mai offengehalten und geschaut, wie ich das mit meiner Familie und meinem Beruf kombinieren kann. Ich habe schon länger damit geliebäugelt, weil ich es mag, Verantwortung zu übernehmen. Und nach den Jahren im Vorstand kenne ich die Leute und weiß ungefähr, wie ich den Klub zu führen habe. Meine Präsidentschaft war an die Bedingung geknüpft, dass wir die Aufgaben untereinander delegieren, weil niemand das Amt so ausführen kann wie Guido. Ich bin froh, dass er weiterhin im Verein tätig bleibt, er möchte nur nicht mehr die ganze Verantwortung tragen.
Wo soll sich der HC Eynatten-Raeren in fünf Jahren befinden?
Da, wo er jetzt steht, steht er sehr gut. Diese Stabilität müssen wir halten. Demografisch wird sich durch eine wachsende Geburtenrate in der Gemeinde einiges ändern, in den nächsten fünf bis zehn Jahren könnte der Verein dadurch weiter wachsen. Der zugesicherte Bau der neuen Halle, die von der Fläche her ein doppeltes Spielfeld beinhalten soll, wird uns helfen. Denn seit zwei, drei Jahren sind wir gezwungen, Trainingszeiten zu splitten. Seniorenmannschaften müssen also zum Teil auf halbem Feld trainieren, was sportlich suboptimal ist. Dazu wollen wir die Entwicklung der eigenen Trainer, Schiedsrichter und Jugendspieler weiter fördern, sodass wir ihnen allen die bestmögliche Perspektive bieten können. Im Allgemeinen laufen wir tatsächlich gegen den Strom, weil wir einen kontinuierlichen, deutlichen Zuwachs an Kindern verzeichnen. Meine Amtszeit ist an kein Limit gebunden. Ich will mit Sorgfalt an die Aufgabe gehen, denn das ist das Mindeste, was ich dem Verein schulde.